„Il faut cultiver notre jardin.” Mit diesem Satz endet das Buch „Candide oder der Optimismus“ von Voltaire. Seine Erkenntnis nach dem Studium der Probleme und Sorgen der Welt lautet: „Wir müssen unseren Garten kultivieren.“ Kaum hatte er dieses Schlusswort niedergeschrieben, zog der große französische Philosoph aufs Land und war bis an sein Lebensende ein begeisterter Gärtner. Die naturverbundene Kultur des Gestaltens half ihm und hilft mir, Besonnenheit in dieser herausforderndsten aller möglichen Welten zu bewahren.
„Candide“ war das letzte Buch, das ich mit meinem Vater Carl Hermann Middelanis gelesen habe, bevor er viel zu früh verstarb. Eine Woche vor seinem Tod wiederholte er im Krankenhaus: „Es ist die beste aller möglichen Welten.“ Dieser zentrale Satz wurde im „Candide“ verneint und verhöhnt, schließlich aber positiv umgedeutet. Natürlich könnte unsere Welt viel besser sein und das viele Leid ist in all seinen Formen nicht zu leugnen. Aber die Möglichkeit, dass die Welt besser sein könnte, der Optimismus, gibt uns Freiheit und Verantwortung.
notrejardin ist meinem Vater und seinem Optimismus gewidmet.

Carl Hermann Middelanis war ein unglaublich fürsorglicher Mensch, ein immer interessierter Zuhörer und ebenfalls ein begeisterter Kultivator. Sein Garten war die Verständigung durch Sprachen und Kunst. Seine Blumen waren Bücher, Ausstellungen, Gesprächsrunden und viele Momente des interkulturellen Austauschs. Sein Gießen war ein Leben in Rücksichtnahme auf seine Mitmenschen und überzeugter Bescheidenheit. Manche Ableger aus seinem Garten schlagen heute in meinen Projekten Wurzeln und ich freue mich, einen Beitrag zur besten aller möglichen Welten leisten zu können.
Notrejardin, unser Garten: Das sind die gemeinsamen Projekte und kreativen Pläne, die es zu kultivieren gilt. Diese Projekte sollen nicht nur meine Besonnenheit erhalten, sondern auch immer einen kollateralen Nutzen mit sich bringen – für die Menschen, für die Ökologie und nicht zuletzt auch für einen Bewusstseinswandel.